Foto/Grafik von Just Shots @justshotsde
Woche 8 liegt hinter uns und so recht weiß ich nicht, wo mehr passiert ist, auf oder neben dem Feld. Besonders positiv ist mir dabei, was die Geschehnisse auf dem Feld betrifft, hängen geblieben, dass über die Hälfte der Spiele (4 von 7) One-Score-Games waren. Das ist eine gute Nachricht für die Liga, denn sowohl TV-Zuschauer als auch Zuschauer vor Ort, sind sicherlich eher gewillt, sich wieder ein Spiel anzuschauen, wenn es spannend war. Um das sportliche aus meiner Sicht kurz zusammen zu fassen, Rhein Fire ist kaum zu stoppen, die Vikings sind nicht so souverän wie letztes Jahr, finden aber immer Wege zu gewinnen, die Ravens machen einfach Spass und sind besser als ihr Record aussagt und die Guards setzen ein Ausrufezeichen mit dem dritten Sieg in Folge. Trotzdem sollte man die Guards jetzt auch nicht zu hoch in den Himmel loben, denn zwei der drei Siege (gegen die Dragons und Seamen) waren weder sehr souverän, noch waren die Gegner besonders stark. Der Sieg gegen die Surge war grandios, wobei die vielen Turnovers und Ausfälle der Surge, sicherlich auch einiges dazu beigetragen haben. Aber die Guards sind in der Liga angekommen und von außen habe ich den Eindruck, dass das in der Schweiz auch (medial) wahrgenommen wird.
Natürlich hat mich, wie auch wahrscheinlich alle anderen ELF-Fans diese Woche besonders die Situation der Prag Lions beschäftigt. Heute wurde bekannt gegeben, dass die Lions die Season zu Ende spielen werden. Das ist erstmal eine sehr gute Nachricht, denn auch wenn Patrick Esume immer wieder betont, dass die Franchises eigenständige Unternehmen sind (was ja auch völlig richtig ist) wird die Wahrnehmung der Liga durch Sponsoren, Investoren, Spieler und Fans natürlich trotzdem auch stark davon abhängen, ...
... ob häufiger Teams (während der Season) ausscheiden
... ob der der Spielplan so durchgezogen werden kann
... ob man als Spieler oder Franchise die zugesagte Menge an Spielen bestreiten kann
... ob man als Sponsor die versprochene Sichtbarkeit bekommt (Menge an Spielen / TV-Präsenz etc.)
... ob ich als Fan wenn ich mir eine Dauerkarte oder den GamePass kaufen, ebenfalls die "Menge an Football" erhalte, die mir im Vorfeld versprochen wurde
u.s.w.
Sicherlich ist es bis zu einem gewissen Grad normal, dass bei einer neuen Liga, oft wird ja von Start Ups gesprochen, es einen Selektierungsprozess gibt. Das als Argument ist mir aber dann doch etwas zu wenig. Natürlich gibt es diesen Prozess und er muss letztlich auch nicht schlecht sein. Aber die ELF ist ja kein eigenes Universum, sprich sie konkurriert ja mit vielen anderen Sportliga in Europa um die Aufmerksamkeit der Fans und die Zuwendungen durch Sponsoren. Daher wird bei dem Verweis auf die "Start Up" Situation immer ein Bild heraus beschworen, dass möglicherweise einige Franchises es nicht schaffen werden, dass aber letztlich vielleicht gut für die Liga sein wird, weil die Franchises übrigbleiben, die erfolgreich genug arbeiten, um den Liga Betrieb aufrecht zu erhalten. Natürliche Selektion könnte man sagen ... dass aber dieser natürlichen Selektion auch die ganze Liga zu Opfer fallen könnte, davon spricht niemand. Bitte nicht falsch verstehen, ich wünsche mir sehr das die ELF ein Erfolg wird, aber die Augen davor zu verschließen, dass sich die Liga als gesamtes, nur in einem gewissen Maße strauchelnde Franchises leisten kann, insbesondere innerhalb einer Season, halte ich für fahrlässig. In diesem Zusammenhang stört mich ein Punkt, der schon seid Beginn an der ELF kritisiert wird, die Transparenz. Die ist aus meiner Sicht auch in Jahr 3 nicht in der Form gegeben, wie man sich das erhofft hatte. Mir ist schon klar, dass es bei aufwendigeren Sachen, eben auch eine entsprechende Manpower braucht, es gibt aber auch Dinge, wo es einfach an der Grundhaltung fehlt. Es braucht keine Manpower um das Regelwerk, dass laut Malte Scholz schon seit über einem Jahr als PDF Datei existiert (siehe Interview vor der 2022 Season bei FootBowl) online zu stellen. Das ist eine Sache von 5 Klicks. Wenn ein Komitee entscheidet, wie die nicht ausgetragenen Spiele der Leipzig Kings gewertet werden, kostet es nicht viel, auch mal mitzuteilen, wer in diesem Gremium sitzt (von einem Organigram der ELF will ich ja noch garnicht sprechen). Transparenz könnte auch bedeuten, dass man leicht einsehen kann, wer die Owner einer Franchise sind. Ich erlebe es so, dass das doch sehr unterschiedlich gehandhabt wird ...
... aber zurück zu der Situation bei den Lions. Ich hoffe sehr, dass es gelingt die Season der Lions noch zu Ende zu führen, so wie es ja heute auch bekannt gegeben wurde. Man hört aber auch, dass nicht alle Spieler und Trainer (der HC ist ja schon offiziell weg, genauso wie der neue, alte QB) an Bord bleiben. Um der Ankündigung also dann auch bis zum Ende der Season Taten folgen zu lassen, wartet auf die Verantwortlichen noch einiges an Arbeit. Ich weiß nicht, wie die finanzielle Lage von Liga und den Franchises ist, aber falls es möglich ist, sollte man aus meiner Sicht, über einen gemeinsames Budget (wo alle etwas einzahlen und auch gemeinsam darüber entscheiden) nachdenken, womit man strauchelnden Franchises ggf. helfen kann, damit die Gefahr eines Ausstieg in der Season geringer wird. Mir ist natürlich klar, dass sowas schwierig ist in einer Liga wo aktuell wahrscheinlich alle noch mehr weniger draufzahlen. Aber man kann sich sowohl als Liga als auch als Franchise auch die Frage stellen, was kostet mich am Ende mehr? Summe X in dieses Budget einzahlen oder der Verlust eines (oder mehrerer) Heimspiels? Oder aus Sicht der Liga (im Blick auf Sponsoren und potenzielle Investoren), der damit einhergehende Image-Verlust?
Ein anderes großes Thema waren die Roster Moves. So gaben die Sea Devils gestern bekannt, dass ihr QB Preston Haire out for Season ist und durch Isaiah Green ersetzt wird. Green, der letzten Season unter schwierigsten Bedingungen in Istanbul hervorragende Leistungen gezeigt hat, hatte ich schon früher in der ELF zurückerwartet. Für die Hamburg ist er glaube ich, in ihrer Situation eine sehr gute Lösung. Viele haben auch nach dem aus für die Kings auf die Nachricht gewartet, wohin es A.J. Wentland verschlagen wird. Der Tackle-Leader der ELF schließt sich den Panthers an. Das könnte für die Panthers, die zuletzt etwas Probleme hatten den gegnerischen Lauf zu stoppen, ein echter Game Changer sein ... Thunder schaut die den Rückspiegel, die Panthers kommen.
Zu guter Letzt noch zu den Raiders. Dort hat man sich nach Woche 8 (also kurz vor der Transfer Deadline) dazu entschieden ihren QB Christian Strong zu entlassen. Ich bin mir nicht sicher, ob den Raiders das bei der Entscheidung bewusst war, aber daraufhin hat sich WR Jarvis McClam entschieden, die Franchise auf eigenen Wunsch zu verlassen. Ich halte die Raiders für eine sehr gute Organisation, weshalb ich denke, sie werden gute Gründe und einen Plan haben. Ich vermute, dass sie nicht daran geglaubt haben, dass sie in den Playoffs mit Strong als QB gegen die stärksten Teams der Liga bestehen können und da ich glaube, dass es die Raiders-DNA ist, immer um den Titel zu spielen ... werden sie eine QB in der Hinterhand haben, mit dem sie sich mehr Chancen ausrechnen. Die Frage wird nun sein, können sie kurzfristig auch einen WR aus dem Hut zaubern, der ähnlich effektiv wie McClaim sein kann (by the way, was macht eigentlich gerade Seantavius Jonas?)? Eine kleine persönliche Anmerkung noch: Ich respektiere das McClaim sich entschieden hat, nicht ohne seinen Freund Strong bei den Raiders zu spielen und im Podcast "Euro Ballers" wurde dies gar als "Ehren Move" gefeiert. Ich würde hier nur zu bedenken geben, dass bei "Euro Ballers" oft hervorgehoben wird, dass die ELF professionell sein will und die Spieler dies auch gerne fordern, bis sie eben auch von den unangenehmen Seiten dieser Professionalität getroffen werden. Ist es also was die Loyalität von McClaim zu Christian Strong angeht, ein nachvollziehbarer Move? Ja, aber der professionelle Weg wäre ein anderer gewesen ... mir ist jedenfalls kein Fall bekannt, weder im Fußball noch in der NFL, wo ein Spieler seinen Vertrag aufgelöst hat, nur weil sein bester Kumpel vom Team entlassen wurde.
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