Foto/Grafik von Just Shots @justshotsde
Woche 9 ist gespielt und wir haben, genauso wie die Teams, eine Bye-Week vor uns, bevor es in den Endspurt des 2023er Season geht. Insgesamt war in Woche 9 wenig Spannung gegeben, außer dem Spiel der Centurions gegen die Sea Devils (hierzu noch weiter unten mehr). Betrachtet man die Zuschauerzahlen vom Wochenende oberflächlich, sind es die schlechtesten Zahlen der Season (Durchschnitt von 2764 Zuschauer, die Lions Zuschauerzahl ist hier nicht berücksichtigt, zum einen weil es gar keine Zahl gibt und sie zudem aktuell kein Stadion haben). Schaut man aber genauer hin, finde ich auch diese Zahlen mehr als okay. Warum? Von den 4 hier berücksichtigten Spielen waren zwei in Mailand und Barcelona. Beide Teams bewegen sich schon die ganze Zeit bei 1000+ Zuschauern. Vor diesem Hintergrund sind die 1200 Zuschauer in Mailand und vor allem die 1543 Zuschauern in Barcelona, wirklich ordentliche Zahlen. Galaxy lockt bei einem eher unattraktiven Gegner über 5000 Zuschauer ins Stadion und strauchelnde Sea Devils haben immer noch über 3000 Zuschauer. Also aus meiner Sicht, sind die jeweiligen Zuschauerzahlen für die jeweiligen Heimteams gut.
Schauen wir mal auf das Spiel in Hamburg: Die Centurions hatten deutlich mehr Total Yards (341 Yards) als die Sea Devils (182 Yards), mehr First Downs (20 / Sea Devils 9), hatten den Ball länger (34:21 Min / Sea Devils 25:39 Min) und das Turnover-Battle haben sie auch knapp gewonnen (2-1). Liest man die Zahlen und hat das Spiel gesehen, darf Hamburg das Spiel nicht gewinnen! Auf der anderen Seite, kann es auch nicht sein, dass die Offense der Centurions mit diesen Zahlen nur 14 Punkte auf die Anzeigetafel bringt und die wirklich wieder gut spielende Defense die Sea Devils unter 20 Punkten hält, aber man trotzdem als Verlierer den Platz verlässt. So hart das klingt, aber wenn du ein solches Spiel nicht über die Ziellinie bringst, darfst du dich auch nicht beschweren … nicht die Sea Devils haben dieses Spiel gewonnen, die Centurions haben es verloren.
Da wir uns so langsam der entscheidenden Phase der Season näher lohnt sich vielleicht ein erster Blick auf das Rennen um die Playoff-Plätze. Hier ist es besonders spannend einen Blick auf den Kampf um Platz zwei in der Eastern Conference zu werfen. Platz 1 sollte mit einem Record von 8-0 an die Vikings vergeben sein, aber dahinter haben wir einen spannenden Zweikampf zwischen Thunder und den Panthers. Wenn wir Thunder gedanklich schon mal das Spiel gegen die Kings am vorletzten Spieltag gutschreiben (auf Grund des Rückzugs der Kings, wird dieses Spiel 39:14 für Thunder gewertet) stehen beide bei einem Record von 6-3. Das Hinspiel zwischen den Panthers und Thunder haben die Thunder mit +9 gewonnen, so das sie sich bei gleichem Record am Ende, sogar eine Niederlage gegen die Panthers leisten könnten, solange diese mit weniger als 9 Punkten Unterschied ausfällt. In den drei verbleibenden Spielen, spielen die beiden in Woche 12 noch einmal gegeneinander (bei den Panthers). Die anderen beiden Partien haben die Panthers gegen die Vikings und gegen die Enthroners und die Thunder gegen die Lions und Sea Devils. Ich gehe mal davon aus, dass die Panthers gegen die Enthroners sowie Thunder gegen die Lions gewinnen werden. Gegen die Vikings dagegen wird es für die Panthers wahrscheinlich nichts zu holen geben, während Thunder gegen die angeschlagenen Sea Devils (die sie allerdings bisher noch nie besiegen konnten) zu Hause sicher gute Karten haben. Bleibe ich in diesem Szenario, müssen die Panthers also Thunder zu Hause mit mehr als 9 Punkten schlagen und darauf hoffen, dass die Sea Devils Thunder am letzten Spieltag in Berlin noch mal in die Playoff-Suppe spucken. Das verspricht einen spannenden Schlussspurt, aus meiner Sicht mit Vorteil für Thunder … was die Stärke der beiden Teams betrifft, sehe ich sie noch nicht auf einer Stufe mit den Vikings, Rhein Fire, Raiders, Surge oder Galaxy. Nicht weil ich ihnen nicht zu traue mit den genannten Teams mitzuhalten, sondern weil sie einfach noch beweisen müssen, dass sie solche Teams auch schlagen können. Die diesjährigen Wins der Thunder waren gegen die Kings, Enthroners (jeweils 2 mal), Lions und Panthers (jeweils einmal). Die Wins in 2023 der Panthers waren gegen Kings, Lions (jeweils 2 mal), Enthroners und Sea Devils (jeweils 1 mal). Beide haben gute Spiele z.B. gegen die Vikings gemacht, aber schlagen konnten sie sie eben bisher nicht.
Zum Abschluss noch ein übergeordnetes Liga-Thema: Nach dem Rückzug der Kings und den Turbulenzen bei den Lions wird viel darüber diskutiert, wie es mit der Liga weiter gehen wird. Dazu gibt es viele Ideen und noch mehr Meinungen. Also hier noch eine Meinung weitere Meinung ;-)
Die Liga hat sich selbst mit der Aussage, dass man bis 2025 24 Teams in mindestens 10 Länder haben will, in Zugzwang gebracht. Damit hat man sich, denke ich, keinen Gefallen getan und man täte gut daran, sich davon als Ziel zu verabschieden. Man kann es ja als Vision für eine zeitlich nicht näher definierte Zukunft behalten, aber aktuell ist es wichtiger die Liga zu stabilisieren. Dabei sollte es darum gehen Teams zu etablieren, die spielerisch auf einem guten Niveau sind und gleichzeitig wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen. Diese Kriterien sollten wichtiger sein als die Liga schnell zu vergrößern oder dass man möglichst viele Länder abdeckt. Lieber eine ELF die erstmal mit 12 oder 16 Teams spielt und wo der Hauptteil der Franchises im Raum Deutschland und Österreich beheimatet ist, als eine Liga mit 24 Teams in 10-12 Ländern, wie die Hälfte der Teams weder sportlich noch wirtschaftlich auf einen grünen Zweig kommen. Die Konsequenz daraus wäre nämlich weitere Franchises die den Spielbetrieb einstellen müssen und mehr unattraktive Spiele die schon vor dem Anpfiff entschieden sind. Eine solche Entwicklung würde das Produkt ELF wiederum für TV-Sender, potenzielle Sponsoren und Investoren, sowie Fans auf Dauer unattraktiv machen. Mit einem wirtschaftlich gesunden und sportlich interessanten Stamm an Teams, könnte man dagegen eine spannende, gesunde Liga aufbauen. Mit so einer Grundlage, könnte man auch, mit den richtigen Partnern vor Ort, mal Experimente wagen, in Ländern wo man sich nicht sicher ist, wie groß das Zuschauer Interesse ist. Wichtig ist, dass man weiter die Fehler der ersten Jahre analysiert und daraus die richtigen Schlüsse zieht. Wichtig wäre Sicherheiten einzubauen, dass Franchises eine Season durchspielen können. Sowohl der Image-, als auch der sportliche Schaden ist um ein vielfaches größere, wenn eine Franchise, wie im Fall der Kings, während der Season aussteigt, statt nach einer Season nicht mehr für die nächste Season zu „melden“, wie es bei den Rams war. Franchises die das Potenzial haben diesen festen Stamm zu bilden hat die Liga ja, man denke nur an Rhein Fire, Raiders, Galaxy, Vikings, Panthers und Thunder. Auch was die Ravens, Guards, Surge und Musketeers machen, scheint Potenzial zu haben. Ich könnte mir auch vorstellen das unter den eher schwierigen Bedingungen in Köln, Mailand und Barcelona, mit den richtigen Partnern etwas entstehen könnte. Hier braucht man aber mehr Einblick, um das beurteilen zu können. Für die Lions, Enthroners und den Standort Leipzig (ob als Kings oder unter einem anderen Namen) wird es allerdings schwierig. Ich fände es schade um jede Franchise, aber im Zweifel muss man sich auch (bitte, bitte in der Off-Season) von Franchises trennen, wo sportlich und/oder wirtschaftlich nicht zu erwarten ist, dass man dort eine gute Grundlage aufbauen kann.
Mein letzter Punkt zu diesem Thema heute, ist der das die Liga ihre Regularien dem Ziel anpassen muss, den Franchises eine Grundlage zu bieten um eine ausgeglichene Liga zu gewährleisten. Hier sollte man von der ELF Seite auch den Schulterschluss mit allen Franchises suchen. Wenn die Kosten zu hoch sind für die meisten Franchises, findet Wege die Kosten zu senken (z.B. mit dem Salary Cup). Es hilft der Liga und letztlich auch den einzelnen Teams nichts, wenn z.B. Rhein Fire und die Vikings den Salary Cup stemmen können, aber der Rest der Liga dann Pleite geht. Ohne die Liga kann Rhein Fire den Laden nämlich auch dicht machen und die Vikings (um im Beispiel zu blieben) können sich wieder darauf freuen, einmal im Jahr das Endspiel gegen die Raiders zu spielen …
Wenn die Analyse ergibt, dass es an bestimmten Standorten schwierig ist ein Team mit Homegrown Spielern die das Niveau für die ELF haben zu bestücken, es sich dort aber von den anderen Faktoren her lohnt eine Franchise zu haben … schafft die Homegrown ab und es gibt nur noch A-Spot Spieler und europäische Spieler. Oder bietet diesen Franchises im Schulterschluss mit allen anderen Franchises andere Möglichkeit (z.B. zusätzliche E-Spots) als „Entwicklungshilfe“ für die Franchise und den Football in der Region an. Ändert die Regel der Tie-Breaker. Es tut niemandem gut das Teams zur Halbzeit mit 30+ führen und weiter auf dem Gas bleiben, weil sie Sorge haben, wenn sie Spiel nur mit 40 Punkten Vorsprung gewinnen, der Konkurrent um den Playoffplatz aber mit 45, dass sie das die Playoffs kosten könnte. Unter den gegebenen Umständen kann man es keinem Coach übelnehmen, wenn man weiter durchzieht. Ein schöner Nebeneffekt könnte dabei sein, dass die Ersatzspieler mehr Spielzeit bekommen, was wiederum ihrer Entwicklung weiterhelfen würde. Wie eine Regelung aussehen könnte, habe ich schon im letzten Jahr mal angerissen (siehe: https://balouelf.wixsite.com/nur-meine-meinung/post/tie-breaker).
Jetzt wünsche ich erstmal allen eine schöne Bye-Week, ich hoffe wir lesen uns nächste Woche wieder!
Aber ist nur meine Meinung …
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