Rhein Fire 2023 … was soll man da sagen, WAS FÜR EIN ROSTER! Diese Mannschaft mutet schon fast wie ein ein All-Star-Team an. Man lasse sich nur mal Namen wie Clark, Robitaille, Kwofie, Toonga, Mahoungou, Fernandez, Völker, Williams, Poetsch, Rennich, Wiens, Wiegand, Kensy, Christensen oder Breidenbach auf der Zunge zergehen und die Liste ließe sich sicher noch fortsetzen. Allein wenn man sich vorstellt, da steht Jardon Clark hinter dieser O-Line, im Backfield hinter sich Patrick Poetsch und Glen Toonga und dann stellen sich noch Nate Robitaille, Anthony Mahougou und Harlan Kwofie auf … ein Albtraum für jede Defensive. Dazu hat man mit Andrew Weidinger mal eben den amtierenden HC of the Year als Offense Coordinator verpflichtet. Andrew Weidinger hat bei Rhein Fire alle Puzzleteile zusammen, um eine sehr ausgeglichene, unberechenbare Offense aufs Feld zu schicken. Auch in der Defensive hat man eine ohne hin schon gut Defensive noch mal verstärkt. Man hat zwar mit Lukas Ruoss einen starken Mann an die CFL verloren, aber eben auch mit Marius Kensy, Simon Flamur und vor allem Alejandro Fernandez viel Talent dazu geholt. Insgesamt hat man sich auch hier nochmal verbessert.
Addiert man noch dazu, einen der besten Coaching Staffs der Liga, eine positiv verrückte Fanbasis, die für den höchsten Zuschauerschnitt der Liga sorgt und den guten Strukturen, die man in Jahr 1 geschaffen hat, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass Rhein Fire Herausforderer Nummer 1 für den amtierenden Champion ist. Das das Championship Game dieses Jahr im Heimstadion von Rhein Fire stattfindet, ist dann wohl nur das i-Tüpfelchen auf der Season. Grundsätzlich ist also alles angerichtet für eine riesige Rhein Fire Party 2023 und damit kommen wir auch zum einzigen kleinen kritischen Punkt. Rhein Fire kann eigentlich nur verlieren. Bei dem Roster, dem Rhein Fire Hype bei allen die sich mit der ELF beschäftigen (find mal ein Power Ranking wo Rhein Fire nicht an Nummer 1 steht) und dieser Begeisterung im Fanlager, würde alles andere als der Titel wohl von einem Großteil aller ELF Interessierten als Misserfolg gewertet. Sollte es im Laufe der Season mal nicht nach Wunsch laufen, vielleicht durch Verletzungen oder das man gegenüber den anderen starken Teams ins straucheln gerät, konnte der Druck aufs Team enorm werden. Kommt dieser Druck auf, das vielleicht in einem Play die Season auf der Kippe steht, können 10.000 bis 15.000 Fans im Stadion auch schnell zur Hypothek werden.
Obwohl Rhein Fire in der schwersten Conference gelandet ist, sollten sie die Playoffs erreichen. Trotzdem sehe ich es nicht als ausgemacht an, dass sie Champion werden. AUcch wenn sie sich ein Favorit sind, müssen sie Teams wie z.B. die Raiders, Vikings, Sea Devils oder Galaxy in einem Playoff Spiel erstmal schlagen. Gerade diese Teams die Erfahrung mit großen Spielen haben, werde sich sicher nicht von dem versammelten Talent von Rhein Fire einschüchtern lassen. Die Raiders, Vikings und auch Galaxy haben schon Championships gewonnen und so viele Spieler zusammen zu haben, die gemeinsam schon Titel gewonnen haben, kann einen Unterschied machen, wenn es um alles geht.
Interview mit Rhein Fire Co-Owner Martin Wagner
Balou: Hallo Martin, vielen Dank das du dir die Zeit nimmst, mir für „Nur meine Meinung“ ein paar Fragen zu beantworten. Du hast selber Football gespielt. Wo hast du gespielt (Verein), welche Position und wie würdest du dich als Spieler beschreiben?
Martin: Ich habe 1989 mit dem Football angefangen. Damals hat mich einer meiner besten Freunde mit zum Training der Solingen Steelers Jugend geschleppt. Am Anfang habe ich nichts verstanden, mich dann aber schnell in den Sport verliebt. Gespielt habe ich so ziemlich jede Position in der Offense und Defense Line, am liebsten aber Right Tackle. Den Großteil der Zeit habe ich bei den Solingen Hurricanes gespielt, kurz mal auch in der Nachbarschaft und natürlich beim Uni Team der Düsseldorf Guerilleros. Sich selbst zu beschreiben ist immer schwer: ich würde sagen, ein ordentlicher bis guter Zweitliga Spieler, aber ich bin latent ein wenig faul.
Balou: Vor knapp 2 Woche hatte die Liga ihr Kick Off Event in Düsseldorf. Neben recht großen Namen die im Sponsoring dazu gewonnen werden konnten, überraschte die Liga mit einem neuen Team in Madrid (ab 2024), Fantasy Football, Panini Alben und der Möglichkeit zukünftig auch Sport-Wetten auf ELF-Spiele zu platzieren. Was sagst du zu diesen Neuerungen?
Martin: Ich finde es gut, dass sich die ELF breit aufstellt und auch die Annexe des Sports - wie beispielsweise Fantasy Football - nun ebenfalls bedient. Ich selbst spiele seit 20 Jahren in einer Fantasy Football Liga bei ESPN, vielleicht ja bald auch in einer ELF Liga, bei der ich dann auf unsere Jungs setzen kann. Die Panini Alben finde ich die tollste Neuerung, gerade für die Spieler. Ich habe noch ein Album der Fußball WM von 1982 irgendwo rumfliegen, wenn ich denke, dass unsere Spieler sich selbst in einem solchen Album wiederfinden können, finde ich das unfassbar schön für die Jungs. Madrid als neuer Standort hat mich etwas überrascht, da Barcelona ja doch noch nicht die erhofften Zuschauerzahlen hat, aber in Madrid scheint der Football Hype mit allein drei Teams in der ersten Liga größer zu sein. Mit Sportwetten kann ich nicht viel anfangen, ich glaube, ich dürfte auch als Teamowner überhaupt keine Wetten platzieren.
Balou: Wann hast du das erste Mal von dem Projekt ELF gehört und wann kam der erste Gedanke auf, Rhein Fire wieder zu beleben?
Martin: Das erste Mal von der ELF gehört habe ich Anfang 2021. Da ich die Zustände im Football unter der Leitung von Roland Huber immer katastrophal fand, habe ich die Entwicklung sehr begrüßt. Die ELF hat schließlich ja auch dazu geführt, dass AFVD und GFL sich einmal intern überdacht haben und nun zumindest in eine bessere Richtung steuern. Die Idee Rhein Fire wieder auferstehen zu lassen, hatte mein Kanzlei-Partner Rene Engel. Als er irgendwann vor mir stand und sagte, ob wir das nicht machen sollen, war das schon ein toller Gedanke. Da ich geahnt habe, was an Arbeit und Stress auf uns zukommt, war ich zunächst ein wenig skeptisch, den Ausschlag hat schließlich meine Frau gegeben. Sie hat im Cheerleading als Aktive und Coach praktisch alles gewonnen, was es in diesem Sport zu gewinnen gibt und war zuletzt Coach bei den Telekom Baskets in der Basketball Bundesliga. Ich fand, sie hatte es verdient, ein Team vollständig professionell nach ihren Vorstellungen aufzubauen. Das Ergebnis spricht für sich. Heute bin ich froh, dass ich ja gesagt habe. Ich freue mich unheimlich auf die kommende Saison.
Balou: Zu Beginn gab es viel Zweifel an der ELF. Was hast du zu Beginn erwartet (oder eben auch nicht) und wie hast du die Anfänge verfolgt?
Martin: Natürlich habe auch ich genau beobachtet, ob es sich bei der ELF nicht nur um eine Zirkus Liga handelt, die schnell wieder weg ist. Das Konzept einer Art europäischen Super League hat mir aber von Anfang an gut gefallen und bereits April 2021 haben wir ja bereits angefangen, am Rhein Fire Comeback zu arbeiten. Das hätten wir nicht getan, wenn wir nicht von der ELF überzeugt gewesen wären. inzwischen haben die Spieler mit den Füßen entschieden, wo der beste Football in Europa gespielt wird - und zwar sehr eindeutig.
Balou: Ihr habt bei Rhein Fire aus dem Nichts eine beeindruckende Franchise auf die Beine gestellt. Was war euer „Masterplan“, also wie seid ihr das angegangen?
Martin: Unser Masterplan war von Anfang an, dass wir All-In mit Rhein Fire gehen, also groß denken, d.h. wir wollten von Anfang an in ein ordentliches (großes) Stadion, eine richtige Fire Party auf die Beine stellen und den Spielern auch eine möglichst professionelle Umgebung, insbesondere mit professionellen Coaches, bieten. Dabei war uns durchaus bewusst, dass dieser Plan nur dann aufgeht, wenn wir mindestens 4.000 - 5.000 Zuschauer ins Stadion bekommen. Um ganz ehrlich zu sein, für weniger Zuschauer lohnt sich der ganze Aufwand, den wir in unser Projekt stecken, auch einfach nicht. Hätten wir in der ersten Saison nur 1.000 bis 2.000 Zuschauer ins Stadion locken können, hätten wir nach der ersten Saison auch direkt wieder den Schlussstrich gezogen. Aber unser Plan ist ja zum Glück aufgegangen, insbesondere wegen der tollen Fanbase, die wir haben.
Balou: Die Liga geht diese Woche in die dritte Season. Wie siehst du euere Entwicklung von Jahr 1 zu 2 ?
Martin: Für uns ist die Teilnahme an der ELF ein ständiger Lernprozess und auch in diesem Jahr haben wir noch viel dazu lernen müssen. Deutschland ist das Land der Bürokratie, manchmal ist es unfassbar. Trotzdem glaube ich, dass wir uns positiv entwickeln und gerade im sportlichen Bereich haben wir einen deutlichen Sprung hingelegt. Im Vorjahr hatten wir noch keinen einzigen Spieler unter Vertrag, es gab noch keine Coaches, usw. Zudem war Jim nicht in die Teamzusammenstellung eingebunden. In diesem Jahr ist gerade die Teamzusammenstellung deutlich besser, aber natürlich auch einfacher geworden. Die Leute wissen nun, dass wir halten, was wir versprechen. Das erste Meeting zur Saisonplanung 2023 hat drei Tage nach unserem letzten Spiel stattgefunden, wir hatten also auch zeitlich genug Vorlauf und Jim und natürlich auch Timur Beckmann, hauptverantwortlich für das Team, haben sich massiv reingehangen. Von den Spielern selbst hören wir immer wieder, dass Fire ein verlässlicher Partner ist, zudem ist es natürlich toll solche Top Coaches zu haben und vor mehr als 10.000 Leuten zu spielen. Und wenn Jim dich mal in einem 2-stündigen Telefongespräch eingefangen hat, ist das Thema sowieso erledigt.
Balou: Man kennt es aus der NFL ja so, dass die Franchises durchaus Einfluss haben und in Liga-Entscheidungen eingebunden sind. Wie können wir Fans uns das in der ELF vorstellen?
Martin: Bisher trifft die Liga ihre Entscheidungen primär allein, die Teams sind nicht wirklich eingebunden. Die Teams hatten und haben genug mit sich selbst zu tun. Auf die Dauer ist es aber unabdingbar, dass die Teams stärker in Entscheidungen mit eingebunden werden. Das würde die Liga ungemein stärken und auch einige Sachen deutlich verbessern.
Balou: Du bist Teil der Owner-Group von Rhein Fire. Was sind euere Aufgaben und wie werden bei euch in der Organisation die Entscheidungen getroffen?
Martin: Wir haben die Verantwortlichkeiten ein wenig nach unseren beruflichen Qualifikationen aufgeteilt. Als Rechtsanwalt bin ich offensichtlich für die rechtlichen Fragen und Verträge zuständig, habe aber auch ein Auge auf den Pressebereich. Zudem haben wir einen Steuerberater, einen Finanzberater, einen Vertriebler, einen Fachmann für Werbemittel, usw. - und wenn wir irgendwann alle flüchten müssen, haben wir ja Otto unter uns, den Gewinner von 7 vs. Wild :-) Die großen Entscheidungen treffen wir allerdings zusammen, wobei wir gerne auch Jim einbinden.
Balou: Wenn du einen Preis für den "unbesungenen Helden" der Franchise oder der Liga vergeben würdest, wer würde den Preis bekommen?
Martin: Es gibt nicht einen Helden, sondern ganz viele Helden bei uns. Und die tragen eigentlich alle ein T-Shirt mit der Bezeichnung STAFF. Was unser Staff an Arbeit in unser Projekt steckt, ist einfach unfassbar. Die Mädels und Jungs sind mit einem solchen Herzblut dabei und ihnen ist kein Weg zu weit, keine Sache zu blöd. Manchmal schäme ich mich wirklich, wieviel Arbeit diese Menschen in unser Projekt stecken und dass wir die Arbeit nicht einmal ordentlich vergolden können. Aber wir sind wirklich eine Familie bei Fire und davon ein Teil zu sein, ist offensichtlich nicht nur für uns etwas ganz besonderes. Wir haben beispielsweise einen Helfer, Chris, der ist eigentlich immer schon da wenn man irgendwo hinkommt und er räumt auch dann noch irgendwas weg, wenn man selbst total kaputt ins Auto steigen will, um nach Hause zu fahren. Unter den Helden ist er wahrscheinlich der Superheld. Uns ist jedenfalls wichtig, dass bei uns jedem Helfer bewusst ist, dass wir nichts für selbstverständlich nehmen und wir mehr als dankbar für den Support sind.
Balou: Was machst du am 24.09. … und wer wird euer Gegner sein? ;-)
Martin: Am 24.09. bin ich natürlich in der Schauinsland-Reisen Arena und hoffe, dann dort mein Team auf dem Platz zu sehen. In das Finale zu Hause einzuziehen, ist ja unser erklärtes Ziel. Aber dieses Ziel haben letztendlich auch alle anderen Teams in der Liga und es ist ein langer Weg dorthin. Insofern denken wir bei Fire jetzt Woche für Woche und Gegner zu Gegner. Alles andere wäre vermessen.
Balou: Mein Blog heißt "Nur meine Meinung …", weil ich es wichtig finde, eine eigene Meinung zu haben und gleichzeitig andere zu akzeptieren. Wenn du dir irgend jemand aussuchen könntest (egal ob reale, fiktive oder historische Person), mit wem würdest du gerne mal diskutieren und Meinungen austauschen? Und was wäre das Thema?
Martin: Das ist für mich tatsächlich eine sehr schwierige Frage, weil ich keine Helden habe und überhaupt nicht "starstruck" bin. Insofern freue ich mich, sehr gute Freunde zu haben, mit denen ich mich täglich austausche und auch mit meiner Frau habe ich nach über 25 Jahren noch etwas zu reden. Wirklich großartige Gespräche habe ich in den letzten beiden Jahren immer wieder auch mit unserem Headcoach - und inzwischen kann ich auch sagen Freund - Jim Tomsula geführt, wobei wir dann aber praktisch nie über Football gesprochen haben. Wenn ich mir eine Person aussuchen müsste: Ronald Reagan. Da fasziniert mich, wie er über Jahrzehnte konsequent den Traum von einer selbstbestimmten Freiheit verfolgt hat. Den Spruch "Government’s first duty is to protect the people, not run their lives." sollten auch viele Politiker in Deutschland mal genauer überdenken.
Balou: Martin vielen Dank das du dir Zeit für meine Fragen genommen hast. Ich wünsche dir und deiner Franchise eine erfolgreiche Season 2023 und wünsche allen Spielern das sie verletzungsfrei durch die Season kommen.
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